Nicolai Loboda im Interview
Gesunde Mitochondrien & schneller Stoffwechsel: Der beste Gesundheits-Boost für die Zellen.
Müdigkeit, Erschöpfung und Gewichtszunahme – alles Anzeichen, dass sich unser Stoffwechsel quält. Dabei gibt es einfache Wege, wie wir ihn wieder zu neuer Kraft erwecken. Unser Experte Nicolai Loboda weiß, mit welchen einfachen Alltagsroutinen wir unseren Stoffwechsel optimal unterstützen.

Nicolai Loboda
Der Ernährungsberater und Dozent für klinische Psychoneuroimmunologie ist Gründer von Circles.Health, einem Gesundheitszentrum in Bern.
Der Stoffwechsel ist die Grundlage unserer Gesundheit – stimmt das und wieso spielt der Stoffwechsel eine so große Rolle?
„Als Stoffwechsel bezeichnet man alle biochemischen Umwandlungen von Stoffen im Körper. Beispielsweise von Nahrungsmitteln. All diese biochemischen Vorgänge dienen dem Auf-, Um- und Abbau aller Zellen sowie der Energiegewinnung. Je effektiver und schneller diese biochemischen Prozesse ablaufen können, desto besser steht es um unsere Gesundheit.“
Wie hängen unser Energielevel und Stoffwechsel zusammen?
„Unser Stoffwechsel wandelt Substrate aus unseren Lebensmitteln um, die dann unsere Zellen bzw. unsere Mitochondrien zur Energieproduktion nutzen können. Auch hier gilt, je besser die Mitochondrien diese Aufgaben erledigen und je mehr wir davon besitzen, desto höher unser Energielevel. Fehlt es z. B. an Nährstoffen aus der Nahrung oder an Enzymen, die die Stoffwechselprozesse in Gang setzen, arbeiten die Mitochondrien weniger effektiv und sie produzieren weniger Energie. Wir spüren dies z. B. an einer ständigen Müdigkeit, Antriebslosigkeit und schnellen Erschöpfung. Aber auch Beschwerden wie Migräne, Muskel- und Gliederschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sind mögliche Folgen einer gestörten Mitochondrienfunktion.“
Wie kann man also seinen Stoffwechsel und seine Mitochondrienfunktion stärken?
„Unser Stoffwechsel und unsere mitochondriale Funktion hängen stark von unserem Lebensstil ab. Die Mitochondrien müssen sich nämlich ständig reparieren, neubilden, fusionieren und alte, schwache Mitochondrien müssen aussortiert werden (Mitophagie). Mit ausreichend Bewegung, einer guten Mikronährstoffzufuhr, thermischen Reizen und einer Kalorienrestriktion, z. B. Fasten, können wir diese mitochondrialen Prozesse fördern.“
Schlechter Stoffwechsel: Das gefährliche Trio
Können wir die Energie aus den Lebensmitteln nicht richtig umwandeln und nutzen, weil unsere Mitochondrien nicht effektiv arbeiten, speichern wir sie anderweitig. Die Fettpölsterchen nehmen zu und sorgen für oxidativen Stress und Entzündungsprozesse. Diese drei Faktoren – mitochondriale Dysfunktion, oxidativer Stress und Entzündungen – sind wiederum die Hauptgründe für einen schlechten Stoffwechsel und fördern auf lange Sicht die Entstehung diverser Krankheiten (Diabetes, Metabolisches Syndrom etc.).
Welchen Einfluss hat unsere Ernährung auf den Stoffwechsel?
„Um Makronährstoffe, also Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate, zur Energiegewinnung nutzen zu können, sind diverse Co-Faktoren entscheidend: neben Zink und Selen fast alle B-Vitamine, Eisen, L-Carnitin, Coenzym Q10 sowie Magnesium. Das bedeutet, dass ich neben einer ausreichenden Versorgung mit Sauerstoff (durch Bewegung und vertiefte Atmung) und einer ausgewogenen Ernährung immer auf eine optimale Mikronährstoffversorgung achten muss.“
Wie schnell zeigen sich die Effekte auf die Mitochondrien?
Durch ein gezieltes Zusammenspiel von Training, Ernährung und Nährstoffversorgung lassen sich schnell Erfolge erzielen, denn die Mitochondrienbildung ist extrem anpassungsfähig und reagiert sofort: Schon nach einer einzigen Trainingseinheit lassen sich Veränderungen in der mitochondrialen Masse beobachten.
Wichtig ist jedoch, dabeizubleiben. Unsere Mitochondrien leben im Schnitt nur rund 20 Tage. Wer also drei Wochen lang beim Training und bei der Ernährung „nachlässig“ ist, zu wenig Mikronährstoffe liefert oder komplett pausiert, fährt seine mitochondriale Kapazität und Dichte deutlich zurück.
Mit einer Kalorienrestriktion können wir auch unseren Stoffwechsel verbessern: Wie kann man sich das vorstellen? Zählt intermittierendes Fasten mit dazu?
„In der Evolution des Menschen war es normal, immer mal wieder Nahrungsknappheit oder eine zum Teil sehr eingeschränkte Auswahl an Nahrungsmitteln zu erfahren. Daher hat sich der Stoffwechsel an diese Herausforderungen angepasst. Er ist in der Lage, bei Bedarf verschiedene körpereigene Substrate, also z. B. Fette, Eiweiße und Glukose, zur Energieversorgung bereitzustellen und somit auch bei einer Einschränkung der Nahrungszufuhr alle Körperprozesse aufrechtzuhalten. Studien zeigen, dass die regelmäßige Einschränkung der Kalorienmenge sogar gesundheitsfördernde Effekte mit sich bringt, auch weil sie zu einer Verbesserung der Mitochondrien-Funktion führt.
In den Mitochondrien werden Reparaturprozesse aktiviert und die Mitochondrien selbst in ihrem Wachstum stimuliert. Neben der verbesserten Mitochondrienfunktion führt eine Kalorienrestriktion zu verlangsamten Alterungsprozessen, reduziertem oxidativem Stress und einer verbesserten Insulinsensitivität. Ein regelmäßiger angepasster Nahrungsverzicht bzw. eine Verringerung der Mahlzeitenhäufigkeit bieten also durchaus eine Vielzahl positiver Effekte. Wer langsam einsteigen möchte, der kann ein- bis zweimal wöchentlich das Abendessen oder das Frühstück auslassen, denn die Mahlzeitenhäufigkeit zu verringern ist noch wirksamer, als die Menge der Nahrung zu reduzieren.“
Die 5 Top-Nährstoffe für optimale Zellgesundheit
Vitamine
Spurenelemente
Fettsäuren
Protein
Sekundäre Pflanzenstoffe
Viele schaffen es nicht, Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Was können sie alternativ tun?
„Wer keine Lust hat, sich viel zu bewegen, kann über Kältereize seinen Stoffwechsel und die Mitochondrien-Aktivität fördern. Setzt man seinen Körper einem Kältereiz aus, so ist er bestrebt, den Wärmeverlust möglichst schnell auszugleichen, und die Mitochondrien in den braunen Fettzellen werden aktiviert. Sich mehrmals wöchentlich bei kälteren Temperaturen entweder in kurzer Kleidung draußen zu bewegen, in einem See zu baden oder kalt zu duschen ist also nicht nur ein Trend, sondern sinnvoll. Neben der Mitochondrien-Funktion wird auch die Muskelfunktion, die Insulinsensitivität sowie die Glukoseaufnahmekapazität verbessert. Alles Aspekte, die sich günstig auf unsere Gesundheit auswirken. Ideal wäre eine Kombination aus Bewegung und Kälte, jedes für sich wirkt aber ebenfalls positiv.
Für diejenigen, die es wirklich nicht schaffen, sich mit der Kälte anzufreunden, gibt es eine gute Nachricht. Auch Wärme und hier vor allem Infrarotstrahlung wie z. B. in einer Infrarotsauna hat viele positive Effekte. Denn bei Wärmeexposition werden Prozesse aktiv, die beim Entgiften oder bei Regenerationsprozessen helfen. Außerdem erhöht Wärmeexposition die antioxidative Kapazität unserer Zellen, steigert den Abbau von Speicherfetten, unterstützt unser Immunsystem, reguliert den Blutdruck und verbessert die Elastizität unserer Blutgefäße. Alles in allem ist also zu sagen, dass regelmäßige Wärme- und Kälteanwendungen universelle Mechanismen sind, die unser Wohlbefinden steigern. Wichtig ist aber, Kälte und Wärme nicht zu kombinieren, denn die gesunde Anpassung des Körpers findet genau dann statt, wenn der Körper nach der Anwendung auf den Reiz reagieren muss. Gehe ich nach der Sauna ins Eisbad, stärke ich zwar meinen Kreislauf, aber der gesunde Effekt auf die Mitochondrien bleibt aus.“
Vielen Dank für das Interview!